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Von Boltenhagen kommend steht heute die Hansestadt Wismar als nächstes Ziel auf unserem Routenplan. Wir fahren die Küstenstraße entlang und entdecken noch einige Parkplätze, auf denen man auch mit Wohnmobil stehen darf und nur über die Küstenstraße vom Strand getrennt ist. Perfekt für einen Strandspaziergang, um Bernstein zu suchen, baden zu gehen oder ein Fischbrötchen zu essen. Wenn Ihr das machen möchtet, haltet die Augen auf, wenn Ihr aus Boltenhagen raus fahrt - nach wenigen Kilometern kommen einige dieser Parkplätze auf der rechten Seite der Straße.
Da wir die Befürchtung haben, in Wismar keinen Stellplatz mehr zu bekommen, wenn wir jetzt hier eine Pause einlegen, fahren wir jedoch ohne Stop weiter. Die Strecke von Boltenhagen nach Wismar ist nur 35 km lang und wir sind kurz nach Mittag da. Der Wohnmobilstellplatz befindet sich am Westhafen und lange zeigt uns kein Schild, wo man als Wohnmobilist parken kann und darf. Wir halten uns einfach immer Richtung Zentrum und Altstadt und erst kurz vor dem Hafen, an der letzten Kreuzung kommt das Hinweisschild.
Nach einigen Metern und am Hafenbecken vorbei sehen wir auf der linken Seite die Zufahrt zum Wohnmobilstellplatz und haben Glück. Kein Schild weist darauf hin, dass der Platz belegt ist, obwohl er schon ziemlich voll aussieht. So fahren wir erstmal auf den Platz und werden gleich nach der ersten Kurve vom Platzwart freundlich und fröhlich winkend begrüßt und direkt auf einen der letzten freien Plätze eingewiesen. Er winkt uns vor und zurück, bis wir gut stehen und achtet sogar darauf, dass wir genug Platz haben, um draußen Tisch und Stühle aufstellen zu können.
Nach der Anmeldung im Büro des Platzwartes machen wir uns nun bereit um uns Wismar anzuschauen und als wir das Gelände verlassen, ist der Platz schon belegt.
Der Stellplatz liegt ganz zentral und die Altstadt ist zu Fuß innerhalb von zehn Minuten zu erreichen. Wir laufen am Westhafen vorbei und stoßen dann auf den Alten Hafen Wismar.
Bei unserem Gang rund um das Hafenbecken fällt uns direkt ein anscheinend altes Segelschiff ins Auge. Es handelt sich hier um die "Wissemara". Die "Wissemara" wurde in Anlehnung an die Schiffsbaumethoden aus dem 14. Jahrhundert gebaut und 2004 zu Wasser gelassen und getauft. Der Bau ist inspiriert von einem Wrackfund eines 1999 vor der Insel Poel geborgenen Schiffswracks und ist der Nachbau einer Hansekogge. Daher auch der Name "Poeler Kogge". Grundsätzlich kann man heute Ein- oder Mehrtagestörns auf der "Wissemara" buchen - durch Corona sind im Moment allerdings nur Fahrten mit Elektromotor auf der Ostsee möglich, da bei den Segelmanövern die Abstandsregeln nicht eingehalten werden können.
Bei dem kleinen Häuschen, das hinter der "Wissemara" hervorguckt, handelt es sich um das Baumhaus. Das Baumhaus wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts errichtet und von hier aus wurde der Hafen bei drohender Gefahr oder nachts verschlossen. Hierfür verwendete man eine Kette, die vor die Hafeneinfahrt gezogen wurde, so dass fremde Schiffe nicht im Hafen anlegen konnten. Die Männer, die an Land den Schlagbaum bedienten, hießen "Bohmschlüter" und waren im Baumhaus untergebracht. Daher der Name des Gebäudes.
Weiterhin fällt uns in der historischen Hafenanlage noch der Thormann Speicher auf, benannt nach dem Reeder Johann Christian Thormann, der den alten Speicher 1862 erbauen ließ. Der Speicher ist etwa 22 m hoch und diente mit einer Nutzfläche von knapp 4.000 m² damals als Getreidelager.
Um in die Altstadt zu gelangen, müssen wir durch das Wassertor laufen, das letzte der ehemals fünf Stadttore und das Einzige, durch das man vom Hafen aus in die Stadt gelangen konnte.
Gleich nachdem wir durch das Wassertor kommen und auf unserem Weg weiter in die Altstadt, fallen uns die zahlreichen alten, wunderschön restaurierten Häuser auf, die, eins nach dem anderen, entlang der Straße stehen.
Zusammen mit der Alstadt von Stralsund gehört die Altstadt von Wismar übrigens seit 2002 zum UNESCO Welterbe.
Die Sonne knallt heute vom Himmel und wir versuchen immer, uns im Schatten zu bewegen, aber besonders für Clara ist es warm und anstrengend. So freuen wir uns sehr darüber, dass wir hier jetzt auf "die Grube" stoßen, einen Bachlauf vom Mühlenteich bis zum Hafen, und erfreulicherweise gibt es hier sogar noch eine Treppe, die ins Wasser führt und Clara kann ein erfrischendes Bad nehmen...
Die Grube wurde bereits im 13. Jahrhundert reguliert und schiffbar gemacht, so dass mit Transportkähnen Waren zum Hafen transportiert werden konnten. In der Grube wurde außerdem die Wäsche gewaschen und sie diente der Wasserversorgung.
Über die Grube führt an einer Stelle die Schweinsbrücke, auf deren vier Eckpfosten vier kleine bronzene Schweinsfiguren sitzen. Den Namen hat die Brücke vermutlich noch aus dem Mittelalter, als die Schweine über die Brücke zum Marktplatz getrieben wurden.
Auf der anderen Seite der Schweinsbrücke befindet sich das stadtgeschichtliche Museum, das im Schabbelhaus untergebracht ist. Das Gebäude wurde zwischen 1569 und 1571 für den späteren Bürgermeister Hinrich Schabell gebaut und diente damals noch als Wohn- und Geschäftshaus und später als Brauerei.
Von hier aus führt uns unser Weg weiter Richtung Marktplatz - an der Nikolaikirche und einem weiteren erfrischenden Brunnen vorbei, kommen wir schließlich zu einem der größten Marktplätze Norddeutschlands.
Die Nikolaikirche ist eine der drei gotischen Hauptkirchen von Wismar und die einzige, die am Ende des zweiten Weltkrieges noch weitgehend erhalten geblieben ist. Sie wurde als Kirche für Seefahrer und Fischer erbaut und das Kirchenschiff zählt zu einem der höchsten in ganz Deutschland.
Um den Marktplatz herum stehen zahlreiche historische Gebäude und wir sind beeindruckt von seiner Größe.
Er ist 100 m x 100 m groß - also 10.000 m² - und gehört damit zu einem der größten Markplätze in Norddeutschland.
Auf dem Marktplatz befindet sich ein Wahrzeichen von Wismar, die Wismarer Wasserkunst aus dem Jahr 1602, und auf der Nordseite des Marktplatzes befindet sich das sehr beeindruckende Rathaus der Stadt.
Auch auffallen wird Euch vermutlich ein weiteres, backsteingotisches Gebäude aus dem Jahr 1380. Es hat den Namen "Alter Schwede" und ist das älteste Bürgerhaus der Stadt.
Da die Sonne weiterhin unnachgiebig vom Himmel strahlt, suchen wir uns ein Café in der Fußgängerzone und genießen einen Eiskaffee und Clara das schattige Plätzchen.
Bei unserem weiteren Streifzug durch die Stadt stoßen wir auf die Marienkirche, die mit zu den ältesten Bauwerken in Wismar zählt. Allerdings ist von ihr nur noch der 80 m hohe Turm erhalten geblieben, da die Kirche im zweiten Weltkrieg stark beschädigt und das Kirchenschiff dann 1960 gesprengt wurde.
Die Marienkirche wurde Anfang des 14. Jahrhunderts über eine damals schon bestehende Kirche gebaut. Und zwar doppelt so groß und doppelt so hoch, wie die ursprünglich vorhandene.
Wenn Ihr um den Turm herumlauft, könnt Ihr noch gut die ursprünglichen Ausmaße der Marienkirche erkennen und Ihr werdet sicher genau so beeindruckt sein, wie wir.
Bei unserem Weg Richtung Georgenkirche kommen wir noch am Fürstenhof vorbei - hier sitzt heute das Amtsgericht Wismar.
Ursprünglich wurde der Fürstenhof in zwei Bauabschnitten zwischen 1512 und 1555 als Sommerresidenz der mecklenburgischen Herzöge errichtet.
Als letzte Station unseres Stadtbummels sind wir bei der dritten Hauptkirche von Wismar angekommen, St. Georgen. Ursprünglich war St. Georgen die Kirche der Gewerbetreibenden und Handwerker. Sie wurde 1594 fertig gestellt, ihre Ursprünge liegen aber bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Sie wurde also jahrhundertelang mehrfach verändert und umgebaut. Auch St. Georgen wurde im zweiten Weltkrieg stark beschädigt, ab 1990 aber wieder aufgebaut.
Sowohl der Turm der Marienkirche als auch eine Aussichtsplattform in 35 m Höhe von St. Georgen können bestiegen werden (St. Georgen ist mit Fahrstuhl ausgestattet) und bieten vermutlich einen sensationellen Ausblick auf Wismar. Leider sind beide Kirchen im Moment für Besucher geschlossen, so dass wir nicht hinein können.
Toni und Clara sind froh darüber....
Eigentlich möchten wir nun zurück zum Wohnmobilstellplatz laufen und halten uns daher wieder Richtung Hafen. Hierbei kommen wir noch am sehr sehenswerten, absolut schiefen, alten Fährhaus mit einer Brücke über die Grube vorüber und stoßen dann auf den Lohberg.
Am Lohberg sind wir heute Mittag vorbei gelaufen, der Platz mit den schönen sanierten und rekonstruierten Häusern fällt uns jetzt aber direkt auf. Der Lohberg gehört mit zu den schönsten Straßen von Wismar und wir steuern direkt auf das alte Brauhaus zu, in dem bereits 1452 Bier gebraut wurde. Keine Frage, dass wir uns hier zum Essen niederlassen und das Flair der Hansezeit genießen, das hier mit Blick auf den Hafen noch absolut zu spüren ist.
Brauhaus am Lohberg zu Wismar
Kleine Hohe Straße 15
23966 Wismar
Das Brauhaus geht über drei Etagen und Ihr könnt hier im absolut urigen Ambiente Euer Essen und selbst gebrautes Bier genießen. Wir haben draußen auf der Terrasse gesessen und Toni war begeistert vom Bier.
Das Essen war aber auch sehr lecker
Wohnmobilpark Westhafen Wismar
Schiffbauerdamm 12
23966 Hansestadt Wismar
Anreise aktuell nur zwischen 10.00 Uhr und 16.00 Uhr möglich
Wir haben 12 Euro bezahlt für ein Wohnmobil, zwei Personen, Hund und Entsorgung.
Wasser und Strom kosten extra.
Grundsätzlich sind Toiletten und Duschen vorhanden, wegen Corona im Moment aber geschlossen. Es dürfen nur autarke Fahrzeuge kommen. Wohnanhänger sind nicht erlaubt.
Bei Anreise muss ein Anmeldeformular mit den persönlichen Daten ausgefüllt werden. Das Büro darf nur einzeln und mit Mund-Nasenschutz betreten werden.
Wir hoffen, wir konnten Euch einen kleinen Eindruck von dieser wunderschönen Stadt vermitteln. Wenn Ihr auch nach Wismar fahrt, wünschen wir Euch ganz viel Spaß hier.
Für uns geht es jetzt weiter auf die schöne Insel Poel.
Wir danken Euch für's Lesen und senden Euch ganz viele liebe Reisegrüße,
Eure Leni & Euer Toni.
♡ ♡ ♡
Hier geht es zum Anfang unserer Reise:
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alex u. anna (Freitag, 25 September 2020 18:49)
Hallo Leni und Toni, zum ersten Mal dass ich mir einen Blog ansehe. Und bin schier überrascht wie ausführlich, informativ und bunt in Bildern und Text Ihr es angeht. Wir sind bereits im Rentenalter und haben gerade ein Mobil unter 6 m erworben. Unser Ziel ist natürlich der Nordkap und darüber bin ich auf euch aufmerksam geworden!
Die Ostsee sprich Wismar haben wir vor zwei Jahren mit einem gemieten Kastenwagen erkundet.
Haben jetzt die Erfahrung bereits gemacht, dass extrem viele Mobile unterwegs sind und daher die meisten Plätze belegt sind und leider auch viele Stellplätze es nicht wert sind in einer App aufgeführt zu werden.
Trotzallem wir werden unsere Freude damit nicht verlieren. Vielen Dank nochmals und auch für die Rezepte. Lieben Gruß aus Essen
Harald (Dienstag, 09 März 2021 16:46)
Hallo Leni und Toni,
ich habe mit Interesse Euren Bericht gelesen. Wir sind seit 2017 mit einem ADRIA 600 in der Region unterwegs gewesen. Eure Schilderungen können wir nur bestätigen. Als gute Alternative zu Wismar haben wir den Platz in Zierow (vor der Schranke) kennengelernt.
Gruß,
Harald